Izakaya: Unser letztes Abendessen in Japan

Izakaya: Unser letztes Abendessen in Japan

Japan ist ein Land, das sich der Idee verpflichtet hat, dass Essen absolut überall verfügbar sein sollte und in scheinbar endlosen Variationen und Mengen noch dazu. Von Bergen aus Fisch in Tsukiji bis hin zu 50 verschiedenen Varianten von eingelegtem Gemüse auf Kyotos Nishiki Markt.

Wir hatten nie eine schlechte Mahlzeit in Japan – fast alles ist lecker und erstaunlich erschwinglich. Wir hatten jedoch auch nicht viele erleuchtende Gerichte. Jene Form von Mahlzeit, die das Konzept davon, was kulinarisch möglich ist, auf eine neue Ebene erhebt, weil es einzigartig oder einfallsreich ist. Ein großer Grund dafür war es vermutlich, dass wir vorsichtig mit unserem Budget sind und diese Art von Speise ein bisschen mehr kosten würde (oder, wenn man Michelin geneigt ist, sehr viel mehr). Etwa an Tag zwei begannen wir also unsere nächste, teurere Reise zu planen, auf der wir dann in den vielen schickeren Restaurants schmausen, von denen wir wissen, dass Japan sie zu bieten hat.

Nichtsdestotrotz hatten wir dennoch eine fantastische Mahlzeit – eine derer, die man nie vergisst und über die wir versehentlich gestolpert sind- was es für mich umso unvergesslicher und glücklicher macht. Nachdem wir in unserer Herberge in Osaka angekommen waren, suchte Babel uns ein Izakaya heraus, das gute Bewertungen und eine englische Speisekarte hat (viele Orte sind entweder ganz japanisch oder haben Bilder, auf die man zeigen kann). Izakaya sind japanische Kneipen und bieten üblicherweise kleine Gerichte zum Teilen an, wie man es mit spanischen Tapas macht;  manchmal spezialisieren sie sich auf ein besonderes Gericht. Wir machten uns auf den Weg dorthin, nur um es geschlossen vorzufinden und den Rest der Straße leer und dunkel – mit einer Ausnahme. Die einzige Alternative war ebenso ein Izakaya ein paar Türen weiter, das gut aussah, aber dessen Speisekarte gänzlich japanisch war. Doch wir dachten uns “lass es uns versuchen” – wir können immer noch wahllos auf Sachen zeigen der versuchen Google Translate zu verwenden und wir werden schon sehen was passiert.

Auf den ersten Blick erinnerte der Laden mehr an eine Bar aus als ein Restaurant mit gemütlichem, aber modernen Innenleben. Wir setzten uns an einen freien Tisch und der Mann, der den Laden alleine schmiss, kam rüber um uns die Speisekarte zu überreichen. Google Translate versagte schnell bei der handschriftlichen Karte und wir taten uns ziemlich schwer raus zu finden, was es gab. Der Kerl sprach auch nur ein paar Brocken Englisch, konnte uns aber vermitteln, dass Hühnchen die Hausspezialität ist. Irgendwann hatte ich dann die weise Voraussicht ihn zu bitten, für uns zu wählen. Das war eine unserer besten Entscheidungen in Japan.

Torisashi in Osaka

Unser Mann fing gleich mal mit dem Ungewöhnlichen an – Torisashi oder Hühnchen, dass wie Sashimi serviert wird (also roh). Ich hatte schon von dieser japanischen Delikatesse gehört, jedoch nie die Gelegenheit gehabt es zu probieren. Wenn ich ehrlich bin, war ich auch nicht sicher, dass ich es freiwillig bestellt hätte. So viel meiner amerikanischen Erziehung schreit “Finger Weg von rosa Hähnchenfleisch, von rohem ganz zu schweigen!”.

Ein Teil von mir denkt gerne, dass unser Gastgeber uns ein bisschen testen wollte, indem er uns etwas ungewöhnliches vorsetzte, um zu sehen wie es mit den weiteren Gerichten weitergehen sollte. Das Urteil? Hervorragend. Es war eins der leckersten Dinge, die ich je probiert habe. Das Hühnchen war weich und zart und rohem Fisch sehr ähnlich. Es ist fast wie Lachs in seiner Zartheit, ohne ganz so fett zu sein. Die Kombination aus Aromen von der Würze und dem gehackten Gemüse verschmolz perfekt. Wir verschlangen es beide gierig und wünschten es gäbe mehr. Unser Gastgeber kam vorbei um uns mit Hilfe seines Handys zu fragen, ob es uns geschmeckt habe und wir nickten eifrig zur Antwort. Er wirkte hoch erfreut und eilte zurück in die Küche.

Die nächsten Gerichte kamen in schneller Folge: Knoblauch Edamame, Yakitori (gegrillte Spieße vom Schwein, Rind, Huhn) und eine Gemüsesuppe. Was an dieser Auswahl so besonders war, war nicht nur wie fein balanciert die einzelnen Aromen jeweils waren, sondern auch wie gut sie in Kombination harmonierten.

Edamame
Yakitori
Leckere Pilzsuppe

Mit unserem ersten Glas Sake intus und dem nächsten auf dem Weg fragte unser Gastgeber ob er “weitermachen” sollte. Natürlich!

Als nächstes: Tempura Sardinen, Tomago (japanisches gerolltes Omelette mit ein wenig Essig und Süße), und Donabe, das eine Art von Steinguttopf ist, in dem Reis und (in unserem Fall) verschiedene Pilz- und Gemüsesorten zusammen gekocht werden. Alles war wieder einmal sehr lecker, obwohl der Donabe des Guten zu viel war und uns pappsatt machte. Wir erklärten mit Bedauern dass wir nicht noch mehr essen könnten, dankten unserem Gastgeber überschwänglich und machten uns auf den Heimweg. Ein perfekter Abschluss für unsere Japanreise.

Tempura (also frittierte) Sardinen
Tomago – gerolltes Omelette
Donabe


Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *